MATTEOLI-Mission

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Die Untersuchungsmission über die Enteignung der Juden aus Frankreich, die nach dem Namen ihres Vorsitzenden ebenfalls als MATTEOLI-Mission bekannt ist, wurde durch einen Erlass des Premierministers vom 25. März 1997 gegründet.

In einem Schreiben vom 5. Februar 1997 an Jean Mattéoli, damals Präsident des Wirtschafts- und Sozialrats, beschreibt der französische Premierminister Alain Juppé die Aufgaben dieser Mission wie folgt:

„[…] Um die öffentliche Hand und unsere Mitbürger in vollem Umfang über dieses schmerzhafte Kapitel unserer Geschichte aufzuklären, möchte ich Sie mit der Aufgabe betrauen, die Umstände zu untersuchen, unter welchen Juden aus Frankreich gehörendes bewegliches und unbewegliches Eigentum zwischen 1940 und 1944 sowohl durch den Besatzer als auch das Vichy-Regime beschlagnahmt oder allgemein durch Betrug, Gewalt oder Arglist erworben wurde. Mein Wunsch ist insbesondere, dass Sie den Versuch unternehmen, den Umfang der vor diesem Hintergrund erfolgten Enteignungen zu beurteilen und angeben, welchen Kategorien von natürlichen oder juristischen Personen diese zum Vorteil gereicht haben. Das Weiteren werden Sie berichten, was mit diesem Eigentum seit Ende des Krieges bis heute geschehen ist. […]“

Die Mattéoli-Mission hat sich insbesondere mit der wirtschaftlichen “Arianisierung”, dem Einfrieren von Bankkonten, der Plünderung von Wohnungen, der Beraubung von Eigentum, das die Internierten in den Lagern zurückgelassen haben, sowie dem Entzug von Versicherungsverträgen oder den Urheberrechten von Autoren und Komponisten befasst. Diese Arbeiten haben präzise statistische Daten hervorgebracht, die vom Ausmaß und der Art der erlittenen Enteignungen zeugen: 80.000 Bankkonten und 6.000 Safes wurden gesperrt; 50.000 Unternehmen wurden „arianisiert“; 40.000 Wohnungen wurden ihres Inhalts beraubt; 100.000 Kunstwerke und Millionen von Büchern wurden gestohlen. Ihnen ist ebenfalls zu entnehmen, wie sich die Rückgabe- und Entschädigungsverfahren niedergeschlagen haben, die nach 1945 eingeleitet wurden.

Aus den Schlussfolgerungen ist ein Reihe von Empfehlungen hervorgegangen, deren Ziel die Konsolidierung der diesen Abschnitt unserer Geschichte betreffenden Erinnerungsarbeit ist. Am 17. November 1998 unterbreitet der Missionspräsident Mattéoli dem Premierminister in diesem Zusammenhang den Vorschlag der „Gründung einer Stelle zur Überprüfung individueller Anträge durch Opfer der antisemitischen Gesetzgebung während der Okkupationszeit oder deren Anspruchsberechtigten. Diese würde eine Betreuung der Behandlung der Anträge gewährleisten und wäre dafür zuständig, Antworten zu bieten, welche die Form einer Entschädigung haben könnten.“ 

Empfehlung Nr. 8 des Gesamtberichts der Mattéoli-Mission (Rapport général de la Mission Mattéoli) bildet den Grundsatz der individuellen Rückgaben:

„Wenn ein Eigentum, dessen Existenz im Jahr 1940 nachgewiesen ist, Gegenstand einer Enteignung wurde, für die keine Rückgabe oder Entschädigung erfolgte, ist die Entschädigung ungeachtet der geltenden Verjährungsfristen rechtmäßig.“ 

Hier erhalten Sie Zugang zu den pdf-Versionen der von Documentation française veröffentlichten (allgemeinen und nach Sektoren geordneten) Missionsberichte.

 Rapport au Premier ministre de la Mission d’étude sur la spoliation des Juifs de France (Bericht an den Premierminister der Untersuchungsmission über die Enteignung der Juden aus Frankreich) Jean Mattéoli, 1997

 Rapport général au Premier ministre de la Mission d’étude sur la spoliation des Juifs de France (Generalbericht an den Premierminister der Untersuchungsmission über die Enteignung der Juden aus Frankreich) 2000

 La Persécution des Juifs de France 1940-1944 et le rétablissement de la légalité républicaine : recueil des textes officiels 1940-1999(Die Verfolgung der Juden in Frankreich von 1940-1944 und die Wiederherstellung der republikanischen Legalität: Sammlung der offiziellen Texte der Jahre 1940- 1999); Untersuchungsmission der Enteignung von Juden aus Frankreich, 2000. Dieser Bericht kann vor Ort im Centre de documentation France - Europe - Monde konsultiert werden.

Le Pillage de l’art en France pendant l’occupation et la situation des 2000 œuvres confiées aux musées nationaux(Die Plünderung der Kunst in Frankreich während der Okkupationszeit und die Lage der 2000, den nationalen Museen anvertrauten Werke), 2000

 Les Biens des internés des camps de Drancy, Pithiviers et Beaune-la-Rolande (Das Eigentum der Insassen der Lager von Drancy, Pithiviers und Beaune-la-Rolande), 2000

 Le Pillage des appartements et son indemnisation (Die Plünderung der Wohnungen und ihre Entschädigung), 2000

 La Spoliation dans les camps de province (Die Enteignung in den Lagern der Provinz), 2000

 Aryanisation économique et restitutions (Wirtschaftliche Arianisierung und Rückgaben), 2000

 La Sacem et les droits des auteurs et compositeurs juifs sous l’occupation (Die Sacem und die Urheberrechte der jüdischen Autoren und Komponisten), 2000

 La Spoliation financière. Volumes 1 et 2, (Die finanzielle Enteignung, Band 1 und 2), 2000

Guide des recherches dans les archives des spoliations et des restitutions (Leitfaden für die Suche in den Archiven der Enteignungen und Rückgaben), 2000

Eléments de réflexion sur l’indemnisation des veuves et orphelins des déportés juifs de France (Reflexionsgrundlagen über die Entschädigung von Witwen und Waisen der deportierten Juden aus Frankreich), Bericht der interministeriellen Untersuchungsmission über die Entschädigung der Opfer der Deportation, 2000